Print Goes Digital – Global-wachsender Bedarf an international tätigen Mitarbeitern.
Nicht nur „Print goes Digital“ gehört als Schlagzeile zu den wichtigsten Branchenentwicklungen der letzten Jahre. Globalisierung und die Internationalisierung der Geschäftsprozesse sind für die deutsche Print- und Medienindustrie ebenso bedeutsam und werden zu einem immer größeren Wettbewerbsvorteil. So ist beispielsweise im Branchenbericht des VDMNW e.V. [1] für das Jahr 2014 von einem 6,1 Mrd. Euro schweren Außenhandel mit Druck- und Printerzeugnissen die Rede, im Vergleich zu einem Importvolumen von 1,9 Mrd. Euro. Dabei bewegt sich das Im- und Exportgeschäft der Druckerzeugnisse an erster Stelle in den Grenzen Europas mit Polen auf Platz 1, gefolgt von Großbritannien. Ausgeliefert wird hingegen vor allem in die deutschsprachigen Nachbarländer Österreich und Schweiz. Hinsichtlich des Druck- und Papiermaschinenexports ist Deutschland mit 25 Prozent Weltmarktanteil auch weiterhin ein wichtiger Exporteur, vor allem in Europa, dem Mittleren und Nahen Osten, USA und China. [2]
Diese weiter zunehmende internationale Vernetzung der Geschäfte äußert sich nicht nur in veränderten Absatz- und Beschaffungsmärkten, sondern auch in veränderten Jobprofilen und Beschäftigungsstrukturen. Dies wird bei Apenberg & Partner, in ihrer Funktion als druck-branchenspezifische Personalberatung, auch immer deutlicher spürbar. So nahm die Beauftragung von Executive Search-Projekten zur Besetzung von Fach- und Führungs-positionen mit grenzüberschreitenden Tätigkeiten in den letzten zwei Jahren merklich zu, und dies sowohl bei Kunden aus dem Konzernumfeld als auch bei KMUs. Die Suche nach Branchenspezialisten für Aufgaben im europäischen Ausland gehört hierbei nahezu zum Alltagsgeschäft. Gefragt sind in der klassischen Druck- wie auch Verpackungsdruckindustrie zunehmend auch kompetente Mitarbeiter für die Wachstumsmärkte in Asien, aber auch Mittel- und Südamerika.
Auf diesen Bedarf reagieren vermehrt auch die Bildungsinstitutionen, welche ihre Aus- und Weiterbildungsangebote verstärkt auf interkulturelle Anforderungen der Wirtschaft anpassen und die Absolventen hierdurch mit besseren Voraussetzungen in den globalen Arbeitsmarkt entlassen.
Betrachtet man beispielsweise das Angebot der deutschen (Fach-)Hochschulen, so sind derzeit derzeit 22 Bachelor- und 15 Masterstudiengänge in der Fachrichtung „Druck- und Medientechnik/-technologie“ zu finden. [3] Während die Bachelorstudiengänge noch eher selten mehrsprachig ausgelegt sind, so findet man unter den weiterführenden Masterstudiengängen bereits ein Drittel (fünf von fünfzehn) an internationalen Abschlüssen.
Die meisten dieser Studiengänge sind vollständig oder teilweise in englischer Sprache (vier Masterstudiengänge). Die Hochschule der Medien in Stuttgart hat jedoch bereits frühzeitig auch die Bedeutung des asiatischen und spezifisch chinesischen Marktes für die deutsche Druck- und grafische Zulieferindustrie erkannt. Bereits seit 1999 bietet sie, in Kooperation mit der Technischen Universität Xi’an in China, deutsch-chinesische Studiengänge an, aktuell einen Bachelor und Master in Druck- und Medientechnologie sowie einen Bachelor in Verpackungstechnik. Ebenfalls mit Ausblick auf die Marktentwicklungen im asiatischen Raum arbeitet die TU Chemnitz eng mit der Manipal University in Indien zusammen und bietet ihren Studenten einen Doppelmaster im Bereich Printing and Media Engineering.
Neben modernen Medien- und Kommunikationstechnologien, spezifisch den Verfahrens-techniken der Druckindustrie in Kombination mit betriebswirtschaftlichem Know-how, legen diese Studiengänge Wert auf die Förderung der relevanten Sprachkompetenz (Englisch und/oder Mandarin) sowie die Vermittlung interkultureller Kompetenzen. Dies geschieht u.a. durch das Studieren an der Heimat- wie auch der Partneruniversität, wodurch ein besserer Einblick in die Industrie, Wirtschaft und Kultur des Partnerlandes erfolgt.
Interkulturelle Kompetenz ermöglicht eine adäquatere und effizientere Kommunikation sowie flexiblere Handlungsmöglichkeiten in Geschäftsbeziehungen, was sich positiv auf die Zufriedenheit von internationalen Kunden, Mitarbeitern und Kooperationspartnern und die Erreichung von Unternehmenszielen auswirkt. Dabei handelt es sich nicht um einen separaten Kompetenzzweig, der neben der Fach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz einer Person anzusiedeln ist. Vielmehr entfaltet interkulturelle Kompetenz ihre Wirkung interdisziplinär. Ist sie gemäß dem relevanten Kulturkreis ausgeprägt, gelingt es einem Mitarbeiter, seine vorhandenen fachlichen wie sozialen Kompetenzen auch auf die neue Geschäftsumwelt anzuwenden und dort ebenso erfolgreich zu sein wie im bisherigen meist meist nationalen Wirkungskreis. Beispielsweise ist interkulturelle Kompetenz hinsichtlich der asiatischen Kultur notwendig, um eine Druckmaschine mittels der eigenen fachlichen und vertrieblichen Kompetenz ebenso erfolgreich an asiatische Kunden zu verkaufen wie an Interessenten im deutschen oder europäischen Markt.
Was Fach- und vor allem Führungskräfte an interkultureller Kompetenz benötigen, um derart flexibel in den verschiedenen kulturellen Kontexten agieren zu können, wird in der folgenden vierdimensionalen Lernspirale nach US-Wissenschaftlerin Dr. Darla Deardorff anschaulich dargestellt. [4]
Voraussetzung für ein angemessenes und geschäftsförderndes Verhalten in interkulturellen Unternehmenssituationen ist gemäß Dr. Deardorff zu allererst eine positive Einstellung und Offenheit gegenüber der Vielfalt von Kulturen sowie ein ehrliches Interesse, mehr über die fremden Kulturkreise zu lernen. Mit dieser Basis wird ein Erwerb von länderspezifischem Wissen, entsprechender Sprachkenntnisse (u.a. Mandarin für China, Spanisch für Süd-amerika, Englisch für USA und den Großteil von Europa) sowie adäquater Soft Skills zur Stärkung der Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeit erleichtert.
Dieses Wissens- und Fähigkeitspaket verschafft uns nicht nur ein tieferes Verständnis über die Besonderheiten der fremden Kulturen, sondern verhilft uns auch dazu, unsere eigene kulturelle Prägung besser zu reflektieren und Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Denken, Fühlen und vor allem sozialen Miteinander bewusst zu machen. Wichtig ist, sich mit der eigenen Kultur kritisch auseinander zu setzen und sie nicht für das Nonplusultra zu halten. Nur dann erfolgt eine Erweiterung des eigenen Referenzrahmens und es gelingt leichter, sich auf neue Werte, Normen und Kommunikationsstile einzulassen und seine Verhaltensweisen entsprechend anzupassen.
Hinsichtlich der Geschäftskontakte führt eine derart entwickelte Interkulturelle Kompetenz dazu, dass wir die jeweiligen kommunikativen Spielregeln einhalten und erfolgreich im weltweiten Branchenmarkt mit Kunden und Geschäftspartnern agieren. Dabei gilt, je häufiger wir internationale Praxiserfahrungen sammeln, desto stärker bildet sich unsere interkulturelle Kompetenz aus und desto besser gelingt es, Konfliktsituationen zu meistern, Verhandlungen zu führen und selbstsicher auf internationalem Terrain aufzutreten.
Quellen:
- [1] http://bit.ly/29DIOdj
- [2] http://bit.ly/2a9d7tA; http://bit.ly/29BJSxE; http://bit.ly/29yh0H1
- [3] http://www.studieren-studium.com; http://studiengaenge.zeit.de/
- [4] https://www.lecturio.de/magazin/interkulturelle-kompetenz/