Europäische Drucker investieren mehr als ihre deutschen Kollegen

Das über 90 Prozent der jährlichen Investitionen der Druckindustrie auf Maschinen entfallen überrascht wenig. Dass der Anteil der Unternehmen, die zu Beginn der Corona-Pandemie investiert haben, lediglich um vier Prozentpunkte zurückgegangen ist, überrascht schon eher. Insgesamt ist das Investitionsvolumen der deutschen Druckindustrie seit Jahren rückläufig. Auch im europäischen Vergleich gehört Deutschland, bezogen auf die Investitionen in der Druckindustrie, inzwischen zum unteren Mittelfeld der großen Drucknationen. Dadurch wird die Chance vertan, die Zukunft des Druckmarktes aktiv mitzugestalten, statt nur zu reagieren.

Tabelle 1 zeigt das Verhältnis von investierenden und nicht investierenden Unternehmen der deutschen Druckindustrie. Dabei werden nur die Unternehmen berücksichtigt, die mehr als 20 Beschäftigte haben.

In Tabelle 1 ist zu erkennen, dass circa 80 Prozent der Unternehmen der Druckindustrie im Jahr 2019 investiert haben. Im Jahr 2015 waren es noch knapp 85 Prozent. In der Zeitspanne von fünf Jahren war der Anteil der Unternehmen, die in ihre Zukunft investiert haben, rückläufig. Die Anzahl der Unternehmen in der Druckindustrie ist ebenfalls rückläufig. Im ersten Jahr der Corona Pandemie (2020) haben gut drei Viertel der Unternehmen der Druckindustrie investiert. Das sind lediglich vier Prozentpunkte weniger als im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie. Im zweiten Jahr der Pandemie stieg dieser Wert auf 80,6 Prozent und lag damit über dem Wert aus 2019.

Abbildung 1 verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Umsatz, Anzahl der Unternehmen sowie deren Investitionsverhalten anhand des Jahres 2021. Von den Insgesamt gut 12 Milliarden Euro Umsatz den die Unternehmen der Druckindustrie im Jahr 2021 erwirtschaftet haben, entfallen 9,7 Milliarden Euro auf Unternehmen die investiert haben. Die 406 Millionen Euro die 2021 investiert wurden entsprechen einem Anteil von 4,2 Prozent am gesamten Umsatz der investierenden Unternehmen.

Mindestens 90 Prozent der Investitionen der Druckindustrie werden für Maschinen ausgegeben.

In Abbildung 2 ist zu sehen, dass der Anteil des Umsatzes, der für Investitionen aufgewendet wird, zwischen vier und fünf Prozent liegt. Einzige Ausnahme bildet das Jahr 2016. Seit 2018 liegt diese Quote zwischen 4,2 und 4,5 Prozent. Mit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 variierte zwar der Anteil der investierenden Unternehmen, jedoch blieb der Anteil des Umsatzes der investiert wurde nahezu konstant.

Das Investitionsvolumen der deutschen Druckindustrie ist seit 2015 um circa ein Drittel zurückgegangen.

Der überwiegende Großteil der Investitionen der deutschen Druckindustrie wird für Maschinen verwendet (Abbildung 3). Seit 2015 liegt der Anteil der Investitionen, die auf Maschinen entfallen, bei mindestens 90 Prozent. Sie Summe der Investitionen für Maschinen ist von 522 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 377 Millionen Euro im Jahr 2021 gefallen. Das entspricht einem Rückgang von knapp 30 Prozent. Die Investitionen in Grundstücke waren, mit 29 Millionen Euro im Jahr 2021, in etwa ähnlich hoch wie im Jahr 2015 (33 Millionen Euro).

Die Abhängigkeit der Investitionen vom Umsatz deuten darauf hin, dass es sich bei den Investitionen vor allem um Ersatzinvestitionen handelt und nicht um Zukunftsinvestitionen. Zukunftsinvestitionen werden unabhängiger von der aktuellen wirtschaftlichen Lage getätigt, da sie der Transformation der Unternehmen für die Zukunft dienen.

Circa 500 TEUR wurden vor der Corona-Pandemie durchschnittlich pro Unternehmen investiert.

In Tabelle 2 sind zwei Kennzahlen des Investitionsverhaltens dargestellt: Die Investitionen pro Beschäftigten, sowie die Investitionen pro Unternehmen.

Im Jahr 2015 lag die Investition pro Unternehmen bei 554 TEUR, sowie die Investition je Beschäftigten bei 6 TEUR. 2019 lagen die Investitionen pro Beschäftigten nur bei 5 TEUR und die Investitionen pro Unternehmen bei 504 TEUR. Mit Beginn der Pandemie sind die Investitionen pro Unternehmen um knapp 20 TEUR gesunken und lagen bei 488 TEUR. Die Investitionen pro Beschäftigten lagen genau wie im Vorjahr bei 5 TEUR. Inwieweit die Kennzahl „Investitionen pro Beschäftigten“ in der Zeit der zunehmenden Robotisierung sinnvoll ist, ist fraglich. Für die folgende Analyse des Investitionsverhaltens der deutschen Druckindustrie, im Vergleich zur Druckindustrie einzelner europäischer Länder, ist diese Kennzahl jedoch von Bedeutung.

Bereits vor dem Beginn der Pandemie im Jahr 2020 ist zu erkennen, dass die Investitionen insgesamt genauso zurückgegangen sind, wie die Investitionen pro Unternehmen. Dieser Trend wurde im ersten Jahr der Pandemie (2020) verstärkt und stabilisierte sich im Jahr 2021.

Die Investitionen der europäischen Druckindustrie sind im Vergleich zur deutschen Druckindustrie deutlich gestiegen.

Zur Einordnung des Investitionsverhaltens der deutschen Druckindustrie in den europäischen Kontext, werden die Investitionsaktivitäten der deutschen Druckindustrie mit den europäischen Ländern mit der größten Druckindustrie (gemessen am Umsatz) verglichen. Für Großbritannien, ein Land mit einer ebenfalls sehr großen Druckindustrie, gibt es nur vereinzelte Werte. Daher fehlt Großbritannien in der folgenden Betrachtung.

In Abbildung 4 ist zu erkennen, dass Deutschland 2015 mit einer Investitionssumme von 5,4 TEUR pro Beschäftigten im europaweiten Vergleich auf Platz zwei lag. Vier Jahre später (2019) ist Deutschland mit einer ähnlichen Investitionssumme pro Beschäftigten von 5,0 TEUR nur noch im unteren Mittelfeld. Frankreich, Italien und die Niederlande, die 2015 noch weniger investiert haben pro Beschäftigten als Deutschland, haben 2019 teilweise bis zu 50 Prozent mehr pro Beschäftigten investiert als Deutschland.
Im Gegensatz zur deutschen Druckindustrie sind in den weiteren großen europäischen Drucknationen die Investitionen pro Beschäftigen im Verlauf von 2015 bis 2019 teilweise deutlich gestiegen. Die im Jahr 2020 begonnene Corona-Pandemie wird dazu geführt haben, dass das Investitionsverhalten ab 2020 mittelfristig anders sein wird als in der Vergangenheit.

Die Investitionen sowie die Investitionsbereitschaft werden mittelfristig zurückgehen.

Für Deutschland zeigen die bereits veröffentlichten Zahlen für 2020 und 2021 wie das Investitionsverhalten durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurde. Die gesunkenen Investitionen der Unternehmen werden die durch Unsicherheiten im Zuge der Lockdowns erklärt. Im Verlauf des Jahres 2021 kam mit den gestiegenen Papierpreisen ein weiterer Faktor hinzu, der das Investitionsverhalten beeinflusst hat. Nicht alle Unternehmen konnten die gestiegenen Papierpreise an ihre Kunden weitergeben und konnten dadurch weniger Ertrag erwirtschaften, den sie hätten investieren können. Hinzu kommt durch die gestiegenen Papierpreise und die, wenn auch nicht vollständige, Weitergabe der gestiegenen Papierpreise ein Umsatzanstieg. Durch diesen Umsatzanstieg wurde jedoch nicht mehr Ertrag erwirtschaftet, der hätte investiert werden können. Dadurch ist der Anteil des Umsatzes, der investiert wurde, leicht gefallen, obwohl der Anteil der investierenden Unternehmen um circa fünf Prozentpunkte gestiegen ist. Im Jahr 2022 kam mit Beginn des Ukraine-Krieges und der daraus resultierenden Energiekrise eine weitere Belastung für die Druckindustrie hinzu. Die gestiegenen Energiekosten, sowie die Unsicherheit über die Gewährleistung der Versorgungssicherheit, werden das Investitionsverhaltens beeinträchtigen. Des Weiteren kommt die indirekte Belastung für die Druckindustrie hinzu, dass durch die steigenden Energiekosten und die aktuell hohe Inflationsrate das Budget der privaten Haushalte für Konsum geringer ist. Somit wird die Nachfrage nach Druckprodukte eventuell sinken. Durch die unterschiedlichen (politischen) Reaktionen der europäischen Länder auf die Energiekrise, wird dieser Faktor unterschiedliche Auswirkungen auf die Druckindustrie der einzelnen Länder haben. Je geringer die Unsicherheit über die Versorgungssicherheit und je niedriger die Energiekosten, desto geringer wird die Beeinträchtigung des Investitionsverhaltens ausfallen.

In Krisenzeiten werden die Weichen für die Zukunft gestellt.

Trotz der Vielzahl an Faktoren, die eine negative Auswirkung auf die Druckindustrie und das Investitionsverhalten haben, gibt es trotzdem Wege als Druckerei für die Zukunft gewappnet zu sein. Mit dem Konzept der Integrated Print Factory können durch Automatisierung und Effizienzsteigerungen die Kosten innerhalb eines Jahres um bis zu 25 Prozent gesenkt werden, wodurch sich die Kosten für die Transformation zu einer Integrated Print Factory innerhalb kürzester Zeit amortisiert haben werden. Zusätzlich kann durch die Automatisierung und Effizienzsteigerungen der Personalbedarf reduziert werden. Dies ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt bei dem aktuell vorherrschenden Fachkräfte- und Personalmangel. Abschließend bleibt festzuhalten: In Krisenzeiten sollte nicht nur überprüft werden ob Investitionen möglich sind, sondern auch, ob Investitionen in der aktuellen Situation nicht besonders wichtig sind.

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